Ein ganz normaler Tag

im Leben eines Menschen der mit dem Chaos per „Du“ ist.

 

Heute war mal wieder ein Tag der etwas Vorbereitung braucht.

Also habe ich diesen Tag gestern schon begonnen.

 

Ich sollte heute um 10 Uhr zu einem Vorstellungsgespräch in Essen fahren.

Somit erst einmal an den Rechner gesetzt und die Verbindungen mit öffentlichen Verkehrsmitteln gesucht. Dabei kam er zu einem ersten „naja, war ja klar“ Erlebnis.

Denn kaum will ich mal mit der Bahn oder S-Bahn fahren, wird gestreikt. *lächel*

 

Aber ist ja kein Problem, habe eben festgestellt, die Firma sitzt ganz in der Nähe von Bekannten. Also kurz nachgefragt, ob ich mich bei ihnen etwas aufmöbeln darf. Denn wer schon mal mit dem Motorrad unterwegs war weiß: Es ist nicht nur die Frisur, die danach etwas arg mitgenommen aussieht. Auch die Motorradkluft ist nicht unbedingt erste Wahl bei der Bekleidung für ein Vorstellungsgespräch.

Man war sofort bereit mir das Bad für meine Renovierung zur Verfügung zu stellen. Also musste ich nur noch packen.

Leichter gesagt als getan … Rock, Strümpfe, Pullover, Schal, Stiefel, Mantel, Schminkutensilien,  Shampoo, Handtasche, Stift und Zettel … nicht zu vergessen Adresse und Telefonnummer nebst einem Auszug aus dem Stadtplan … alles galt es so zu verstauen, dass ich es auf dem Motorrad transportieren kann. Es sah aus, als würde ich in Urlaub fahren. Topcase und Tankrucksack waren zum Bersten gefüllt.

 

Aber zumindest hatte ich das Hindernis „Streik“ gekonnt umschifft … dachte ich zumindest.

Aber es wäre nicht ein ganz normaler Tag in meinem Leben wenn es nicht garantiert anderes kommt als gedacht *schmunzel*

 

-----

 

In Anbetracht der zu erwartenden  Verkehrsflut auf der Autobahn habe ich mich dann auch heute Morgen schon um 7.30 Uhr auf den Weg gemacht. Schön warm eingepackt mit langer Unterhose und mehreren Pullovern war ich gut gerüstet.

 

Doch kaum war ich auf der A43, da passierte es auch schon … ich verspürte bei ca. 160 km/h, dass sich etwas zaghaft an mich schmiegte … hääää … ich saß doch alleine auf dem Motorrad. Und noch bevor ich nach hinten tasten konnte, war das Gefühl verebbt, und es begann ein Hupkonzert. Da dämmerte es mir … mein Topcase … au weia … und richtig, nachdem ich von der linken Spur auf den Standstreifen gewechselt hatte, stellte ich fest, dass mein Topcase weg war … einfach auf und davon, mit meinen Sachen *Panik*

 

Kurz vor mir hielt ein Auto, und ich machte mich schon auf eine gewaschene Schimpfkanonade gefasst, denn das Case hatte ihn bestimmt getroffen und jetzt war auch noch das Auto kaputt.

 

Doch wieder kam alles ganz anders.

Ich stand zitternd auf dem Standstreifen und ein total süßer Typ kommt auf mich zu und fragt ob mir was passiert ist oder ob ich ok bin. *ich war baff*

Es war dann auch schnell geschaut, sein Auto hatte nichts abbekommen, obwohl er über das Case gefahren war. Und nun bot er mir sogar noch Hilfe an, er hätte ein Handy wenn ich jemanden anrufen wollte, und ob er sonst noch was für mich tun könnte …

*seufz* … klar, er hätte mich mal in den Arm nehmen können, vielleicht hätte dann mein Zittern aufgehört, aber darum wollte ich ihn dann nicht bitten *grins*

 

Ich bedankte mich somit bei ihm und er setzte seine Fahrt einfach fort. Er hat sich noch nicht mal für den Notfall, falls doch noch was am Auto ist, meine Nummer aufgeschrieben.

 

Aber ich musste jetzt erst einmal meine Gedanken sortieren, zuerst die Polizei informiert, denn ich wusste ja nicht was noch wo auf der Autobahn liegt und eventuell zur Gefahr werden kann.

Danach habe ich meine Verleihfirma angerufen und ihnen mitgeteilt, dass ich einige Schwierigkeiten habe und nicht weiß ob, wann, und vor allem wie ich zu dem Gespräch erscheine.

 

Und dann begann das Warten … einsam auf der Autobahn … zwischendurch hupte mal ein verwegener Autofahrer, aber keiner hat auch nur den Versuch unternommen anzuhalten.

Irgendwann wurde mir die Warterei zu blöd, und ich habe mich auf dem Standstreifen mal aufgemacht und geschaut ob ich irgendwas von meinen Klamotten finde.

Zuerst entdeckte ich ein paar Kunststoffteile die eventuell von meinem Topcase stammen konnten, aber genau konnte ich es nicht sagen, dafür waren die Teile zu klein. Einige Meter weiter dann ein größerer Fund … das zerborstene Topcase und daneben eine meiner Taschen … der Henkel war abgerissen und das Futter vom Mantel der darin war, war auch zerfetzt, aber ansonsten war es unversehrt.

Hhhmm und wo war die zweite Tasche?

Die entdeckte ich dann kurz drauf an der Leitplanke am Mittelstreifen.

Also keine Chance für mich, ohne über die Autobahn zu laufen, an die Tasche zu kommen.

Und da ich nicht lebensmüde bin, würde ich auch nie den Versuch unternehmen.

 

Nach ca. 45 Minuten kamen dann die Leutchen von der Autobahnpolizei … mit Blaulicht und in langsamer Fahrt hielten sie den Verkehr hinter sich auf *grins*

Als sie mich auf dem Standstreifen sahen kamen sie zu mir und hielten an.

Ich habe ihnen dann erklärt was passiert ist und ihnen gezeigt wo die andere Tasche liegt. Daraufhin haben sie eine zweite Anfahrt gestartet, die Autobahn kurzfristig gesperrt, meine Sachen eingesammelt, und zu mir zurück gebracht.

 

Das war ein Gefühl … einmal für die Sperrung einer Autobahn verantwortlich zu sein *fg*

Kann auch nicht jeder von sich behaupten *lach*

 

Doch nun kam die nächste Hürde … da mein Topcase nicht mehr verwendbar war, wie sollte ich die losen Sachen jetzt transportieren? Der Tankrucksack war ja auch schon voll. Man hat dann meiner Bitte entsprochen und die Taschen mit zur Wache in Dortmund genommen, wo ich sie dann heute Nachmittag wieder abgeholt habe.

 

Sie boten mir sogar an für mich bei der Firma anzurufen und über meine Verspätung zu informieren. Aber das war ja schon erledigt.

Dafür hat man dann bei den Kollegen auf der Wache nachgefragt, wie die Verkehrslage auf den noch vor mir liegenden Kilometern ist. Und wie konnte es anders sein … Stau … Stau … Stau, die Autobahn war dicht. Ich hatte inzwischen aber keine Stunde mehr um mein Ziel zu erreichen. Da hat der Polizist mir freundlicherweise eine Wegstrecke auf einen Zettel geschrieben wie ich den Stau quer durch Bochum umfahren konnte.

 

10 Minuten nach 10 Uhr war ich am angegebenen Ziel … aber da war nur ein einfaches Wohnhaus und keine Firma.

Irgendwie lief wohl mal wieder alles schief. Verfahren hatte ich mich jedenfalls nicht.

Also erst einmal die Nummer angerufen die man mir gegeben hatte. Da sollte ich einen Vertreter von meiner Firma am Ohr haben … aber Pustekuchen, da war nur die Mailbox dran, und dabei wusste er, dass ich mich verspäte.

 

Also in Wuppertal angerufen, aber die hatten keine andere Adresse, und was jetzt?

Wieder rum stehen und warten. Langsam waren meine Nerven in einer äußerst strapazierten Zerreißprobe  *gg* 

 

Dann klingelte mein Handy, ich bekam die richtige Hausnummer und fuhr hin. Dort angekommen war ich jetzt eine halbe Stunde zu spät, sah um den Kopf herum aus als würde ich weder Kamm noch Shampoo kennen und hatte meine Motorradklamotten an. Aber es nutzte ja nichts, ich musste da rein.

 

Zum Glück sind Vorstellungsgespräche bei Callcentern immer eine Massenveranstaltung, und da fällt man als einzelner nicht so auf.

So dachte ich wenigstens bis ich die Türe geöffnet hatte.Alle Auben waren auf mich gerichtet als ich den Raum betrat und in der entstandenen Ruhe wäre wohl das Fallen einer Feder ein lautes Geräusch gewesen.

 

Nach der Veranstaltung bin ich dann zu den Referenten gegangen und habe die Situation erklärt. Ich darf Montag dann auch zum Probearbeiten kommen. Bin mal gespannt, was dann noch alles so passiert *gg*